Pateras werden jene kleinen Boote genannt, mit denen sich immer wieder Menschen auf eine lebensgefährliche Reise von Afrika zu den Vorposten Europas begeben – in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Würde.
Nicht wenige bezahlen die waghalsige Flucht vor Armut und Hunger mit dem Leben.
Angesichts der Zerbrechlichkeit der für die Überfahrt genutzten kleinen offenen Boote, grenzt es fast an ein Wunder, daß trotzdem immer wieder sogenannte Armutsflüchtlinge – oft nach tagelangen Irrfahrten auf dem Meer – an den Küsten der Kanarischen Inseln landen.
Als am Abend des 3.April 2004 eine Patera, nach der weiten Reise von Afrika, an der felsigen Küste direkt vor unserem Wohnort im Süden Teneriffas leck schlug, waren wir plötzlich mit dem Elend konfrontiert, das wir sonst nur aus Zeitungs- oder Fernsehberichten kannten.
Mehr als zehn Menschen hatten die Überfahrt mit dem Boot gewagt und überlebt.
Zurück blieb am Strand das zerschlagene Boot, das die Menschen und ihre Hoffnungen so weit übers Meer getragen hatte, bis vor unsere Tür…..
Teile dieses Bootes sind in der Assemblage „Patera“ verarbeitet.
Eine neue Arbeit mit dem Titel "Agua amarga" (Bitteres Wasser) ist fertiggestellt.
Die Stele mit den Maßen 176 x 83 x 40 cm entstand zwischen November 2017 und März 2018 .
Material :
Holz - im Zentrum ein Glasbehälter gefüllt mit Meer-Wasser von der Spanischen Küste - Stacheldraht - ein digitales Zählwerk .
Das regelmäßig manuell aktualisierte Zählwerk zeigt die Anzahl der seit 2014 im Mittelmeer und im Meer vor Cadiz ertrunkenen Bootsflüchtlinge an.
Die Zahlen werden zweimal wöchentlich von der IOM (International Organization for Migration)
erhoben.
Aktuell sind bis zum 03. 02. 2019
17.852
Männer, Frauen, Kinder bei ihrer Flucht übers Mittelmeer ertrunken
Die idee zu einem weiteren Objekt das sich mit Sterben und Leiden der Bootsflüchtlinge
befasst, gab es schon länger.
Konkret begann die Arbeit an der Holz/Metall-Konstruktion mit audiovisuellen Elementen im Januar
2018.
Nach fünf Monaten war das Objekt mit dem Titel "Kreuzfahrt" in seiner Grundform
fertiggestellt.
Im Enstehungsprozess bildete - neben der künstlerisch handwerklichen Arbeit - die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht, Leiden und Sterben eine besondere Herausforderung.
Nach kleineren Ergänzungen und Korrekturen war die Arbeit Ende Juli 2018 abgeschlossen.
Nicht abgeschlossen ist allerdings das Sterben im Mittelmeer.
Allein während meiner siebenmonatigen Arbeit am Projekt "Kreuzfahrt" sind 1.514 Männer, Frauen und Kinder bei ihrer Flucht übers Mittelmeer ertrunken.
Unter dem Arbeitstitel "Sehzeichen" entsteht zur Zeit die vierte Arbeit zum Thema Migration und Sterben im Mittelmeer.
Es ist der Versuch die unfassbare Dimension des Leidens mit künstlerischen Mitteln greifbar vor Augen zu führen.
Während bei "Patera" und "Kreuzfahrt" noch symbolische Elemente die Wirkung der Arbeit bestimmten, wurde bei der Stele "Agua amarga" durch die ständig aktualisierten Zahlen das Ausmaß des Sterbens konkret benannt.
Bei der jetzt begonnenen Arbeit "Sehzeichen" beabsichtige ich bei der Konkretisierung noch einen Schritt weiter zu gehen.
Wir glauben nur was wir sehen.
Die Grundidee ist, vor einem Leuchtturm einen Berg mit knapp 18000 toten Männern, Frauen und Kindern darzustellen.
Das ist die Zahl der seit 2014 auf der Flucht im Mittelmeer ertrunkenen Menschen.
Die Auswahl der Materialien wird sich im Verlauf der Arbeit ergeben.
Um eine Ahnung von den realen Dimensionen zu vermitteln wird eine maßstabsgerechte Darstellung zu beachten sein . Aus Gründen der Praktikabilität habe ich mich für den Maßstab 1:87 entschieden. Dieser Maßstab (H0) ist im Modellbau eine gängige Größe.
Dem Maßstab folgend wird Leuchtturm mit ca. 48 cm Höhe in etwa der Höhe von Westerheversand entsprechen.