Patera Assemblage zum Thema Bootsflüchtlinge - Dauerleihgabe St. Peter Kirche - St. Peter-Ording
"Patera" Assemblage (107 x 147 cm)
"Patera" an der Südwand der St. Peter Kirche- St. Peter-Ording am Marktplatz
"Patera" an der Südwand der St. Peter Kirche- St. Peter-Ording am Marktplatz

Seit 2010 als Dauerleihgabe in der Kirche   -   wurde inzwischen als Stoffdruck in Originalgröße mehrfach auf Ausstellungen gezeigt
Seit 2010 als Dauerleihgabe in der Kirche - wurde inzwischen als Stoffdruck in Originalgröße mehrfach auf Ausstellungen gezeigt

Pateras  werden jene kleinen Boote genannt, mit denen sich immer wieder Menschen auf eine lebensgefährliche Reise von Afrika zu den Vorposten Europas begeben – in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Würde.

 

Nicht wenige bezahlen die waghalsige Flucht vor Armut und Hunger mit dem Leben. 

 

Angesichts der Zerbrechlichkeit der für die Überfahrt genutzten kleinen offenen Boote, grenzt es fast an ein Wunder, daß trotzdem immer wieder sogenannte Armutsflüchtlinge – oft nach tagelangen Irrfahrten auf dem Meer – an den Küsten der Kanarischen Inseln landen.

 

Als am Abend des 3.April 2004 eine Patera, nach der weiten Reise von Afrika, an der felsigen Küste direkt vor unserem Wohnort  im Süden Teneriffas leck schlug, waren wir plötzlich mit dem Elend konfrontiert, das wir sonst nur aus Zeitungs- oder Fernsehberichten kannten.

 

Mehr als zehn Menschen hatten die Überfahrt mit dem Boot gewagt und überlebt. 

Einige von ihnen versuchten sich vor der Guardia Civil (Polizei) zu verstecken .
Den meisten fehlte dazu die Kraft - sie lagen entkräftet, verletzt, frierend am Straßenrand.
 
Üblicherweise werden Flüchtlinge von der spanischen Polizei und Rot Kreuz Helfern in Sammellagern untergebracht  –     so vermutlich auch im April 2004.
Ihre Perspektive: Rücktransport nach Afrika oder flüchten in die Illegalität.

 

Zurück blieb am Strand das zerschlagene  Boot, das die Menschen und ihre Hoffnungen so weit übers Meer getragen hatte, bis vor unsere Tür…..        

 

Teile dieses Bootes sind in der Assemblage „Patera“ verarbeitet. Die Arbeit wurde 2004 auf Teneriffa begonnen und 2008 in Deutschland auf Eiderstedt fertiggestellt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Video links,  geht es unter anderem um  "Patera" -  in einem Kurzgottesdienst  der St. Peter Kirche im März 2021






"Agua amarga" (Bitteres Wasser) 2018   (03.8.)
"Agua amarga" (Bitteres Wasser) 2018 (03.8.)


 

Eine neue Arbeit mit dem Titel "Agua amarga"  (Bitteres Wasser) ist fertiggestellt.

 

 

Die Stele mit den Maßen  176 x 83 x 40 cm  entstand zwischen November 2017 und März 2018 .

 

Material :

Holz - im Zentrum ein Glasbehälter gefüllt mit  Meer-Wasser von der Spanischen Küste - Stacheldraht  -  ein digitales Zählwerk .

 

 

Das regelmäßig manuell aktualisierte Zählwerk zeigt die Anzahl der seit 2014 im Mittelmeer  und im Meer vor  Cadiz ertrunkenen Bootsflüchtlinge an.

 

 

Die Zahlen werden zweimal wöchentlich  von der IOM (International Organization for Migration)

erhoben.

 

 

 

Aktuell sind bis zum 16. 12. 2023

 

                             28.320

 

Männer, Frauen, Kinder  bei ihrer Flucht übers Mittelmeer  ertrunken

 

 




 Die idee zu einem weiteren Objekt das sich mit Sterben und Leiden der Bootsflüchtlinge befasst, gab es schon länger.

 

Konkret begann die Arbeit an der Holz/Metall-Konstruktion mit audiovisuellen Elementen im Januar 2018.

Nach fünf Monaten war das Objekt mit dem Titel "Kreuzfahrt" in seiner Grundform fertiggestellt.

 

Im Enstehungsprozess bildete - neben der künstlerisch handwerklichen Arbeit - die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht, Leiden und Sterben eine besondere Herausforderung.

 

Nach kleineren Ergänzungen und Korrekturen war die Arbeit Ende Juli 2018 abgeschlossen.

 

Nicht abgeschlossen ist allerdings das Sterben im Mittelmeer.

 

Allein während meiner siebenmonatigen Arbeit am Projekt "Kreuzfahrt" sind 1.514 Männer, Frauen und Kinder bei ihrer Flucht übers Mittelmeer ertrunken.

 

 

Ausstellungsbesucher vor  Sea-Watch Video
Ausstellungsbesucher vor Sea-Watch Video

"Sehzeichen"   2019        143x65x43 cm
"Sehzeichen" 2019 143x65x43 cm

 

 

 

 

 

 

 

 

Turm und "Leichen-Berg"  befinden sich auf einem Sockel - ergänzt durch ein Display auf dem fortlaufend Nachrufe auf im Mittelmeer  ertrunkene Migranten angezeigt werden.

 

Würde man die Leiber der seit 2014 im Mittelmeer ertrunkenen Männer, Frauen und Kinder  vor dem Leuchtturm Westerheversand aufhäufen, ergäbe das  einen Leichen-Berg von ca. 20 m Höhe.

 

Gerade  diese unfassbaren Größenordnung verleitet dazu, die Toten nur noch als Masse wahrzunehmen.

Das Display mit den (fiktiven) Nachrufen, lenkt den Blick wieder  auf die einzelnen Menschen, mit ihren Geschichten.

 

Die Nachrufe stammen von der Seite www.unsere-toten.eu .

Zu der von Sea-Watch organisierten Aktion heißt es unter anderem:

 

"...Doch im Mittelmeer ertrinken keine Nummern und Zahlen, sondern Menschen. 

Wir wissen kaum etwas über sie.                                                                            

Die europäische Abschottungspolitik hat ihnen nicht nur das Leben, sondern auch ihre Identität genommen.

Auch wir kennen diese Menschen nicht. Aber eines wissen wir mit Sicherheit: Sie haben Freunde und Familie, Ängste und Träume, Vorlieben und Leidenschaften. Sie sind Menschen wie du und ich. Sie haben ein von Europa geschaffenes, anonymes Massengrab im Mittelmeer nicht verdient..."

 

 

Die Verwendung der Nachrufe als Teil der Skulptur "Sehzeichen" erfolgt mit Einverständnis des Sea-Watch e.V. .

Rainer Lischeski  Flucht und Meer Bild
"Kein Leichentuch ist groß genug" - 2020 - Öl/ Lwd.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Hintergrund dieser Arbeit:

 

 

 

Handys oder Smartphones sind   inzwischen zum Alltagsgegenstand geworden. Die Tatsache, dass auch viele Migrant*innen über moderne Mobiltelefone verfügen wird von ausländerfeindlichen Kreisen immer wieder mal thematisiert.

 

 

 

Mit der Absicht sie zu diskriminieren wird  diesen Frauen und Männern, die bei der Flucht über Mittelmeer ihr Leben riskieren, gelegentlich unterstellt, sie seien eigentlich „reiche Wirtschaftsflüchtlinge“,  weil sie sich sonst nicht so teure Smartphones leisten könnten.

 

 

 

Das Smartphone  ist oft das Einzige, was den Menschen nach der Flucht aus ihrer Heimat geblieben ist. 

 

 

Ohne internetfähiges Handy wäre der weite, gefährliche Weg nach Europa auch kaum zu bewältigen.

 

 

 

Das Handy  wird genutzt, um zu navigieren, die Flucht zu organisieren, Sprachbarrieren zu überwinden, um Kontakt  zu Familie und Freunden im Herkunftsland aufrecht zu erhalten oder Familienmitglieder wiederzufinden, die auf der Flucht an unterschiedlichen Orten gestrandet sind.

 

 

 

 

Rettungsorganisationen die im Mittelmeer schiffbrüchige Flüchtlinge retten, berichten regelmäßig von Notrufen, die sie per Handy erreichen.  Der Standort der in Seenot befindlichen Boote  kann in dann über eine Anwendung wie Google Maps  ermittelt werden.

 

 

 

So retten die Smartphones möglicherweise Leben - oder sie versinken auch mit den Menschen im Meer..

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Kreuzfahrt"  2018   Objekt   Holz / Metall     250 x 120 x 225 cm
"Kreuzfahrt" 2018 Objekt Holz / Metall 250 x 120 x 225 cm

 

 

 

 

Die Arbeit wurde erstmals im September 2018 im Rahmen von "Kunst im Packhaus"  öffentlich gezeigt.

Die überwiegend positive Reaktion der  Besucher, die Fülle der Gespräche  war überwältigend.

 

Auch das ergänzend gezeigte Bild und Videomaterial der  zivilen Seenotrettungs-Oganisation Sea-Watch stieß auf großes Interesse.

 

Das Objekt "Kreuzfahrt" wurde im Dezember 2020 bei einem Brand restlos zerstört..


 Mitte  Juni  2019  konnte ich die vierte  Arbeit zum Thema Migration und Sterben im Mittelmeer  fertigstellen.

 

Es  sollte der Versuch sein, die unfassbare Dimension des Leidens mit künstlerischen Mitteln greifbar vor Augen zu führen.  Während  bei "Patera" und "Kreuzfahrt"  noch symbolische Elemente die Wirkung der  Arbeit bestimmten, wurde  bei der Stele "Agua amarga"  durch die ständig aktualisierten Zahlen das Ausmaß des Sterbens konkret benannt.

 

Bei der im Januar ´19 begonnenen Arbeit "Sehzeichen" war meine Absicht, bei der Konkretisierung noch einen Schritt weiter zu gehen. 

 

Die Grundidee war, in verkleinerter Form vor einem Leuchtturm  einen Berg mit etwa  18.500 toten  Männern, Frauen und Kindern darzustellen. Das ist die Zahl der seit 2014 auf der Flucht im Mittelmeer ertrunkenen Menschen.

 

Um eine Ahnung von den realen Dimensionen zu vermitteln habe ich sowohl beim Turm, als auch bei den menschlichen Körpern, auf eine möglichst maßstabsgerechte Darstellung ( 1:87 )geachtet .

Dem Maßstab folgend hat der Leuchtturm mit ca. 48 cm Höhe in etwa der Höhe  von Eiderstedts bekanntestem Seezeichen Westerheversand . Die verwendeten Figuren etsprechen realen Menschen durchschnittlicher Größe.

 

Maße  der Skulptur   143 x 65 x 43 cm  /  Material: Metall, Kunststoff, separates Display mit Standfuß.

 

 

 

 

"Kreuzfahrt"  in Wesselburen / vor der Eröffnung
"Kreuzfahrt" in Wesselburen / vor der Eröffnung

 

Die fünfte Arbeit zum Thema Flucht und Meer  habe ich im Januar 2020 fertiggestellt. 

 

Titel:

"Kein Leichentuch ist groß genug"

Material:

Öl auf Leinwand  60 x 80 cm.

 

Die Leinwand weist Verletzungen und Brandlöcher auf  -  im Zentrum  einige gerade noch  erkennbare Schriftzeichen aus dem Afrikanischen Alphabet.

 

 

 

Die Zeichen geben den in deutsch verfassten Text wieder, dessen Anfang Titel der Arbeit  wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

„Notruf“   (2022)        130 x 60 x 90 cm        

 

 

 

Diverse Materialien - 100 Smartphones – Multimediaelemente*

 

 

 

 

 

 

 *Quellen der verwendeten / bearbeitete Videoausschnitte:

 UNICEF Deutschland      „Syrien-Krieg 6 Jahre in 60 Sekunden“

 Frame Film                             „Flucht-Fuir“ نزوح by Mano Khalil

  Sea-Watch                              „HoldYourBreath“                                                                                                                                           TUA                                             „Wenn ich gehen muss“

 

 

 

 

 


 

              

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